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Fiete richtete den Kragen seines Mantels auf und warf noch einmal einen Blick zurück in die Wohnung. Sie lag im Dunkeln. Alle schliefen. Leise schloss er die Tür hinter sich und stieg, ohne ein Geräusch zu machen, die morsche und steile Treppe nach unten, vorbei an windschiefen Türen, hinter denen andere Menschen ihr trostloses Dasein fristeten.
Die Haustür klapperte. Richtig schließen konnte man sie seit Jahren nicht mehr und der Vermieter dachte gar nicht daran, an diesem Umstand etwas zu ändern. Aus Gewohnheit versuchte Fiete trotzdem, sie hinter sich ins Schloss zu ziehen. Er hatte kaum seine Füße auf den Bürgersteig gesetzt, als sie auch schon wieder aufschwang.
»Vermaledeites Ding«, sagte er, schüttelte den Kopf und ging los. Eisiger Wind blies ihm entgegen und mehr als einmal musste er Hundekot ausweichen, den er erst in letzter Sekunde aus dem restlichen Müll aufblitzen sah. Das Viertel geht wirklich vor die Hunde, dachte er jedes Mal und musste über seinen schlechten Witz schmunzeln.
»Hast ‘n wenig Kleingeld?«, fragte eine krächzende Stimme, die aus einem Berg von Decken und Zeitungen zu ihm vordrang. Er ging weiter, hatte schließlich selbst kaum genug für sich selbst.
»Antworte mir, du Penner!«, rief ihm die Stimme hinterher. Fiete verkniff sich eine Erwiderung. Er wusste, dass die Stimme recht hatte und früher hätte er zumindest ein paar Worte übriggehabt, doch diese Zeiten waren vorbei.
Als er um eine Ecke bog, schlang er den Mantel enger um die knochige Taille. Der Wind presste sich gegen seinen Körper, als wäre diese Straße der Ursprung sämtlicher Unwetter auf der Welt. Es fiel kein Schnee und die Straßen waren nicht glatt. Es war nur kalt. Ein Winter ohne Spaß.
Mit eingezogenem Kopf und klappernden Zähnen ging er weiter. Sein Blick huschte immer wieder nach links und rechts, doch er konnte niemanden sehen. Warum auch, dachte er. Kein vernünftiger Mensch ist zu dieser gottverlassenen Stunde noch unterwegs. Hier und dort hatten weitere Obdachlose ihr Lager aufgeschlagen, doch niemand sprach ihn mehr an. Manche mochten schlafen, andere waren einfach zu kraftlos und manch einer von ihnen mochte bereits tot unter seinen Decken liegen.
Er spuckte auf den Boden. Ach was, dachte er. Nicht das Viertel, sondern die Gesellschaft geht vor die Hunde.
Eine weitere Straßenecke und der Wind nahm etwas ab, doch die Kälte blieb. Am Ende der Straße sah er ein Licht. Es war das einzige, denn keine Straßenlaterne leuchtete. Sparmaßnahmen, hatte die Stadt gesagt. Von wegen. Die feinen Pinkel wollten nicht, dass jemand von uns nachts nach draußen geht, dachte Fiete. Er steuerte geradewegs auf das Licht zu. Es war ein Laden, doch das Schaufenster war mit Brettern vernagelt und über der Tür stand in abblätternden Buchstaben Rasmus’ Laden geschrieben. Darunter, kaum noch sichtbar: Seit schon immer. Das war eine glatte Lüge. Rasmus hatte seinen Laden, wie er ihn selbst nannte, vor gut einem Jahr eröffnet und schon am nächsten Tag flogen Steine durch die Scheibe und er war gezwungen, das Fenster zu vernageln. Nicht, dass er irgendetwas auszustellen hatte. Er war einer dieser Leute, die einem das besorgen konnten, was man brauchte. Vor allem dann, wenn man es über der Ladentheke nicht bekommen konnte.
Fiete drückte die Klinke hinunter, doch die Tür bewegte sich kein Stück. Er hämmerte mit der Faust gegen den Rahmen.
»Mach auf Rasmus. Ich bin es«, sagte er und wenige Augenblicke später hörte er ein Rumpeln hinter der Tür.
»Wer ist ich?«, antwortete eine leicht lallende Stimme.
»Fiete. Mach schon auf.« Es dauerte einen Moment, dann hörte er, wie mehrere Riegel zur Seite geschoben wurden. Ein einzelnes trübes Auge glotzte ihn durch den entstehenden Türspalt hindurch an.
»Fiete? Kann mich nicht erinnern, dass wir verabredet sind.«, sagte Rasmus. Sein Atem roch nach billigem Fusel und Fisch. Fiete musste sich zusammenreißen, um nicht auszuspucken. Stattdessen kramte er in seiner Manteltasche herum und zog einen kleinen, zerknitterten Zettel hervor und reichte ihm den untersetzten Mann durch den Spalt. Tjarve hatte ihm diesen Zettel gegeben und ihn hierhergeschickt, als Lohn für einen Job, den er nicht ausschlagen konnte. Noch immer zitterten seine Hände, wenn er daran zurückdachte.
»Ah ja. Ich verstehe. Komm rein.«, sagte Rasmus und der Spalt schloss sich. Das Klirren einer Kette war zu hören, dann wurde die Tür geöffnet und der kleine Mann gab den Weg mit einer spöttischen Verbeugung frei.
Fiete trat ein und blickte sich um. Er war noch nie hier gewesen und es überraschte ihn, wie der Laden aussah. Regale voller Dinge standen im Raum. Sie wirkten lieblos arrangiert und die vielen Dinge in ihnen waren weder ordentlich nebeneinander aufgestellt noch in einer erkennbaren Art und Weise sortiert. Fiete wusste, dass all dies nur der Ablenkung diente und die wahren Geschäfte an der Theke oder in den dahinter liegenden Räumen abgeschlossen wurden.
»Tjarve schickt dich also. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, fragte Rasmus und schlurfte hinter seinen Tresen. »Was kann ich für dich tun?«
»Sie hat gesagt, du hättest meinen Lohn.«, sagte Fiete. Er fühlte sich plötzlich sehr unwohl in diesem engen Laden, als wäre er gerade in das Netz einer riesigen Spinne getappt.
»Hat sie das?« Er hob eine seiner üppigen Augenbrauen.
»Ja und jetzt tue nicht so, als wüsstest du davon nichts.«
»Ich hab‘ nicht gesagt, dass ich nichts davon weiß. Warte hier.«
Er verschwand durch eine dunkle Öffnung in der Wand hinter ihm, und Fiete hörte, wie Rasmus in etwas herumwühlte und ab und zu ein paar Wörter murmelte, die er nicht verstand. Nach einer gefühlten Ewigkeit schälte sich der Umriss des Mannes wieder aus der Dunkelheit.
»Licht hätte helfen können.«, sagte Fiete und zwang sich zu einem Lächeln, dass jedoch nicht erwidert wurde.
»Mit Licht hätt’ ich es auch nicht schneller gefunden.« Rasmus stand jetzt wieder hinter seinem Tresen, doch hatte nichts mitgebracht.
»Tjarve hat gesagt, dass du es hast«, beharrte Fiete.
»Ich habe es ja auch. Nur die Frage ist, wie viel es dir wert ist.«, lallte er und entblößte zwei Reihen schiefer, doch blitzweißer Zähne.
»Was soll das heißen?«, frage Fiete und ein Knoten bildete sich in seiner Magengegend. Er hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte.
»Was du suchst ist selten und wertvoll, gerade hier in der Gegend. Ich sehe gar nicht ein, es dir umsonst zu geben.«
»Wenn du es nicht tust, dann gehe ich zu ihr. Sie hat mir versprochen, dass ich es bei dir bekomme.«
»Mach das. Aber ich kann sagen, dass du nie hier warst und du weißt ja, was mit Ratten passiert.« Bei diesen Worten spielte er mit einer Hand an seiner Kehle herum. Dabei sah er, dass dem Hehler an seiner linken Hand drei Finger fehlten. Fiete schluckte. Dreimal war er schon für Regelbrüche zur Rechenschaft gezogen worden.
Fiete verstand. Rasmus bedeuteten die Gesetze der Organisation nichts und er würde nicht die erste Leiche sein, die auf sein Konto ginge. »Und ich weiß, wofür du es brauchst und wenn du es dann bekommst, ist es zu spät.«
Fiete schluckte. Was sollte er tun?
»Wie viel willst du?«, fragte er zögernd. Rasmus schüttelte milde lächelnd den Kopf.
»Das kannst du dir eh nicht leisten, mein Freund. Aber ich hätte einen anderen Vorschlag.«
Fiete biss sich auf die Unterlippe. Darum ging es also. Schon wieder. Hastig wog er seine Möglichkeiten ab. Er hatte gerade erst für Tjarve alles aufs Spiel gesetzt und jetzt sollte er für seine Belohnung, die er verdient hatte, nochmal alles in die Waagschale werfen, was er sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte. Vielleicht sollte er ihn einfach zwingen, es ihm zu geben. Ihn womöglich einfach umbringen. Rasmus schien allein zu sein und er selbst war um einiges größer als der Ladenbesitzer. Doch wenn er erwischt würde, egal von welcher Seite, war’s das. Doch er brauchte es.
»Und wenn du dich gut anstellst, vielleicht habe ich dann einen Job für dich. Dann müsstest du nicht mehr mit deiner Familie in dieser Bruchbude hausen«, sagte Rasmus und sein Lächeln wurde breiter.
»Woher weißt du, wo ich wohne?« Für einen kurzen Augenblick brachte ihm diese Offenbarung aus dem Konzept und pure Angst kroch ihm in jede Zelle seines Körpers.
»Keine Sorge, mein Freund. Mein Wissen ist meine Sache. Warum sollte ich es irgendjemandem verraten? Und wenn du für mich arbeitest, dann wirst du nichts mehr zu befürchten haben.« Er lächelte immer noch, doch dann fiel ihm anscheinend etwas ein. »Aber das ist alles Zukunftsmusik. Also wirst du mir jetzt diesen kleinen Gefallen tun, um das zu bekommen, was du brauchst?«
»Was muss ich tun?«, fragte Fiete. Er fühlte sich machtlos und so sehr wie sonst nie, hatte er das Gefühl die Kontrolle über sein Leben verloren zu haben.
»Nur eine Kleinigkeit. Bring Tjarve für mich um, ja? Sie ist mir ein Dorn im Auge und hat sich zu sehr an ihre Macht gewöhnt.« Für einen Moment betrachtete er grübelnd seine linke Hand. »Sie weiß die Ideen ihrer Partner einfach nicht zu schätzen.«
Sein Lächeln wurde noch breiter und aus seinen Augen sprühte Fiete ungezügelter Hass entgegen. Alles gefror vor seinen Augen und das Bild brannte sich für alle Ewigkeit in seine Augen ein. Tjarve töten? Den Boss der Unterwelt? Nur langsam drang eine Erkenntnis in sein Bewusstsein, dann begann die Zeit von neuem zu laufen.
»Das ist Wahnsinn. Sie wird mich töten und selbst wenn ich es schaffe, töten sie dann meine Familie«, sagte er. Sein Mund fühlte sich plötzlich trocken an. Er war die Fliege, im Netz der Spinne. Was er auch tat, er würde nicht lebendig aus der Geschichte herauskommen.
»Wenn du es nicht tust, sieht’s auch nicht so gut für dich aus, oder? Und ich weiß, wo du und deine Lieben leben. Bei ihr vermutest du nur, dass du stirbst. Du hast, wie auch immer du dich entscheidest, alles zu verlieren, aber nur bei mir gibt es viel zu gewinnen. Und du bekommst schließlich auch noch dies hier.« Wie aus dem Nichts zauberte Rasmus ein kleines, in schmutziges Papier verpacktes Päckchen hervor und hielt es ihm hin. Es war dieses Päckchen, das in Fietes Kopf einen Schalter umlegte.
Mit einer Geschwindigkeit, die man ihm, aufgrund seines Aussehens, niemals zugetraut hätte, warf er sich über den Tresen auf Rasmus und riss ihn um.
»Du…« Rasmus’ Aufschrei wandelte sich zu einem erstickten Laut, als die beiden gegen die Regale hinter dem Tresen schleuderten. Ganze Kisten mit Nägeln und Schrauben fielen scheppernd zu Boden, ihr Inhalt verteilte sich durch den gesamten Raum und um sie herum zersprangen mehrere Flaschen auf dem Boden und erfüllten den Raum mit einem beißenden Gestand nach schwarz Gebranntem.
»Du bedrohst nicht meine Familie!« Fiete schleuderte ihn auf den Boden und hieb wieder und wieder auf ihn ein, bis ihm die Kraft dazu fehlte und er seine eigene Faust nicht mehr spüren konnte.
Das Gesicht war kaum mehr wieder zu erkennen. Der Blutstrom, der sich über den Körper ergoss, verebbte langsam und die ohnehin schon trüben Augen hatten einen glasigen Ausdruck angenommen. Unter den Gestank nach Alkohol mischte sich der nach menschlichen Ausscheidungen. Er war tot. Als diese Tatsache zu Fiete durchsickerte, ließ er die Arme schlapp neben seinem Körper hängen. Was hatte er getan? Ungläubig betrachtete er seine Hände. Ekel stieg in ihm hoch.
Der Wind war noch kälter geworden und nicht einmal der Bettler neben seiner Wohnung hatte ihn noch angesprochen. Vielleicht war er tot, vielleicht sah Fiete auch einfach nur so miserabel aus. Er schob die kaputte Haustür auf und erklomm die Treppenstufen. Sie wirkte noch viel länger und steiler als zuvor. Kurz vor seiner Wohnung öffnete er eine weitere Tür und zwängte sich ins Bad. Dort wusch er sich und legte seinen blutüberströmten Mantel ab. Erst jetzt bemerkte er, dass etwas Schweres in der Tasche lag. Er holte es heraus und staunte nicht schlecht, als er das kleine Päckchen sah, wegen dem er in diesen Schlamassel überhaupt hineingerutscht war. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Jedenfalls etwas kann ich noch tun, bevor ich sie verlassen muss, dachte er. Vielleicht wird Tjarve Susan und die Kleine in Ruhe lassen, wenn ich zu ihr gehe.
Leise ging er die letzten paar Stufen nach oben und öffnete die Tür. Sie knarrte, wenn auch nicht sehr laut. Die Wohnung lag im Dunkeln. Nur der kränklich aussehende Weihnachtsbaum zeichnete sich gegen das Mondlicht ab.
»Papa, bist du das?«, fragte eine Kinderstimme. Fiete drehte sich um. Seine Tochter stand in ihrem Schlafanzug und mit der Decke in der Hand in der Öffnung zum einzigen anderen Raum der Wohnung.
»Ja, ich war nur kurz unterwegs.«
»So spät?«
»Irgendwer muss doch dem Weihnachtsmann sagen, wo wir wohnen.« Selbst im Dunkeln konnte er sehen, wie ihre Augen zu leuchten begannen.
»Hast du ihn gesehen?«, fragte sie, nun mit deutlich wacherer Stimme.
»Aber natürlich«, sagte er. Eine Pause entstand, in der sie von einem Fuß auf den anderen hüpfte.
»Und? Hat er ein Geschenk für mich?«
»Es ist noch gar nicht Weihnachten.«
»Wohl. Guck doch auf die Uhr.« Er blickte hinter sich. Tatsächlich. Seit einer Minute. Er kniete sich hin und hielt ihr das Päckchen hin.
»Frohe Weihnachten meine Kleine«, sagte er und konnte nur mit Mühen seine Tränen unterdrücken. Da lief sie zu ihm und nahm es vorsichtig, als wäre es der größte Schatz in der Welt.
»Darf ich es auspacken?«, hauchte sie.
»Aber natürlich. Los, aber weck’ deine Mutter nicht auf.«
Mit Fingerspitzen entfernte sie das schmutzige Papier von dem Gegenstand und ihre Augen begannen noch heller zu Strahlen, wenn dies überhaupt möglich war.
»Eine Schneekugel.«
»Die hast du dir doch gewünscht, oder?« Sie antwortete nicht. Zu gefesselt war sie von dem Gestöber der kleinen Flöckchen, die um einen goldenen Glockenturm wirbelten und tanzten.
»Hör mal, ich muss noch mal kurz los. Leg dich wieder schlafen.«, sagte er. Seine Tochter blickte von der Kugel auf und sah ihn aus großen Augen an.
»Aber du kommst doch wieder, oder?«, fragte sie.
»Versprochen«, sagte er, nahm ihr die Schneekugel ab und stellte sie auf den Tisch. Dann umarmte er seine Tochter, so fest, dass er sie fast erdrückt hätte. Er war froh, dass sie in diesem Moment seine Tränen nicht sehen konnte. Als sie sich wieder von ihm löste, lag wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. Sie trottete, immer noch die Kugel anstarrend, zurück in das andere Zimmer.
Ohne noch einmal einen Blick auf seine Frau zu werfen, drehte er sich um. Er wusste, dass er nicht gehen würde, wenn er sie noch einmal sah. Er warf sich auf der Treppe wieder seinen Mantel über und ging nach unten.
Vor der Tür blieb er stehen. Auf der Straße wartete eine Limousine. Der Motor brummte bedrohlich. Ein Mann stand davor, mit finsterer Miene, in einen teuren Mantel gehüllt. Als er Fiete sah, kam er auf ihn zu.
»Du weißt, was du getan hast?« Er hatte eine tiefe, bedrohliche Stimme und sofort kam Fiete das Bild eines riesenhaften Bären in den Sinn. Er nickte stumm.
»Du kennst die Strafe für dein Vergehen?« Wieder nickte Fiete. Fiete machte sich keine Illusionen. Doch anstatt ihn zu packen oder ihm zu bedeuten, in den Wagen zu steigen, reichte der Mann ihm eine Schachtel. Irritiert blickte er hinein. Ein Finger lag dort drin. Fiete erkannte ihn. Er gehörte Rasmus.
Fiete sah den Mann verständnislos an. Mit versteinerter Miene reichte er ihm etwas. Es war ein Messer. Jetzt verstand Fiete. Er atmete dreimal tief durch, dann setzte er die Klinge an den kleinen Finger und schnitt.
Der Finger fiel auf den Boden. Mit zitterndem Körper bückte sich Fiete, hob ihn auf und legte ihn in die Schachtel.
»Fehler wurden begangen, für Fehler wurde bezahlt.« Der Mann steckte die Schachtel wieder ein und ging zum Auto. Ein Fenster öffnete sich und das Gesicht einer Frau mit schwarzen Locken kam zum Vorschein.
»Willkommen in der Familie, Fiete.«, sagte Tjarve.
»Ich verstehe nicht«, sagte er, obwohl er in seinem Inneren ganz genau wusste, was es bedeutete. Er war gefangen, jetzt war er Teil der Organisation. Jetzt gehörte er Tjarve.
»Doch das tust du. Genieße Weihnachten mit deiner Familie. Wir sprechen uns danach. Du hast viel wieder gut zu machen.« Das Fenster schloss sich wieder und der Mann zwang sich hinter das Steuer. Die Limousine fuhr an und Fiete blieb zurück, mit blutender Hand. Nach einer Weile formte er einen Schneeball und presste die Wunde in das Eis. Er sog scharf die Luft ein, doch der Schmerz war nicht der einzige Grund, warum ihm Tränen über die Wange liefen. Noch während er die Treppe wieder hinauf wankte, wusste er nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht. Einzig und allein eine Sache schien im plötzlich klar zu sein: Tjarve hatte das alles von Anfang an geplant.