Im beschaulichen Dorf Kahleiche ist einiges los. Geschäftig werden die Früchte der Ernte dieses Jahres gelagert und für den Winter vorbereitet. Bald wird das Winterkorn ausgebracht und morgen werden in Vorbereitung auf das kommende Erntefest zwei Schweine geschlachtet. Die Ernte dieses Jahr war reichlich; die Bauern schauen auf ihre Felder mit Stolz und Genugtuung. Die Alte Rusena, die Vorsteherin und Dorfälteste von Kahleiche, geht mit zwei jungen Burschen umher und sammelt die Abgaben für euren Lehnsherren, Freiherr Gosthelm von Thuran. Der Efferd neigt sich langsam dem Ende doch hat die Praiosscheibe nichts von ihrer sommerlichen Kraft verloren. Dem Dorf geht es gut wie seit Jahren nicht mehr und die Kinder des Dorfes spielen auf dem kleinen Platz vor dem Gemeindehaus unter den wachsamen Augen des Holzfällers Borkfried. Dieser Hühne von einem Mann würde normalerweise um diese Zeit herum seinen Kollegen helfen, doch brach er sich letzte Woche das Bein, und wurde von seiner Frau, der hochgewachsenen Torwalerin Livka, verdonnert auf die Kinder aufzupassen. Zufrieden blickt er auf die Kinder, besonders auf seine Zwillinge Varena und Bera, die, den Göttern sei Dank, die Schönheit ihrer Mutter geerbt haben.
Neben dem Gemeindehaus steht seit gestern Morgen die Kutsche eines hohen Herrn aus dem Süden. Nicht unweit von hier auf der Hauptstraße Richtung Andergast hatte die Kutsche einen Achsbruch erlitten, und das Gefährt wurde für den Wiederaufbau hier hingeschleppt. Anhand der Flüche die eure lokale Grobschmiedin Andela von sich gibt scheint die Reparatur wohl noch etwas zu dauern.
Livka hat sich derweilen ein paar Helfer geschnappt mit denen sie den Räucherschuppen für die nächsten Tage aufbereitet. Die Holzfäller schaffen Holz heran und bessern einen Zaun südlich des Dorfes aus. Bauern dreschen Korn für die Lagerung. Überall wird gearbeitet, gilt es jetzt das Erreichte zu sichern für den kommenden Winter.
Ein jeder darf sich einmal Vorstellen, und einen typischen eurer Tage beschreiben
In einem kleinen Haus am Dorfplatz ist der einzige richtige Laden Kahleiches untergebracht, in dem die Bevölkerung allerlei Güter ersteht, die größtenteils nicht anderweitig im Dorf verfügbar sind. Und gelegentlich kommen auch diverse Reisende, nur um in dem augenscheinlich unscheinbaren kleinen Laden Geschäfte abzuschließen und das Dorf wieder zu verlassen. Die Wenigen, die des Lesens mächtig sind, finden über der Tür ein sorgfälig gemaltes Schild vor:
"Wenzes Gemischtwaren und Gebrauchtgutbedarf - Antikitäten"
Jago lehnt neben dem Eingang an der Wand und wartet auf Kundschaft. Er ist recht gutaussehender, junger Mann, mit blonden, etwas wirren Haaren und einem fast ständigen Grinsen im Gesicht, das manchmal etwas spöttisch wirken mag. Er trägt ein, für Kahleichener Verhältnisse, recht aufwendiges grünes Wams über einem halb aufgeknöpften Hemd und scheinbar aus Gewohnheit keine Schuhe.
Jeden, der auch nur in seine Nähe kommt, grüßt er freundlich und wechselt ein paar Worte, meist Nachfragen nach Familie und den neusten Klatsch und Tratsch. Gerüchte verbreiten sich schnell in einem solch kleinen Dorf und Jago ist einer der bestinformiertesten Einwohner überhaupt. Heute ist natürlich noch immer der Fremde das großte Thema und alle spekulieren, wer er wohl ist, was ihn ins Lande treibt und, zumindest in Jagos Falle, wie man ihm am ehesten Teile seines offensichtlichen Vermögens aus der Nase ziehen kann. Er beobachtet die Kutsche und, wann immer er auftaucht, ihren Besitzer schon seit langem und lauscht jedem Hinweis mit großer Aufmerksamkeit.
Zumindest solange kein hübsches Mädchen in Sichtweite ist. Manche Dinge sind halt wichtiger.
Keiner der Dorfbewohner wusste woher der riesige Tulamide gekommen war, der eines Tages in ihrer Mitte auftauchte. Keiner außer Tjorben, der ihn nur einmal musterte und dann wissend nickte. Es war nicht das erste mal, dass der Bauer einen fremden bei sich aufnahm, doch die meisten gingen nach wenigen Wochen wieder ihren Wegen.
Nicht so Habel, wie er sich den Dörflern vorstellte. Wenn man ihn fragte warum, so sagte er nur, dass er nicht wisse, wohin er sonst gehen sollte. So groß und kräftig er auch war, manchmal, wenn er spät Abends im Sommer auf einem großen Stein an der Straße sah, konnte man in seinem sonst so ernsten Gesicht das traurige Lächeln eines Kindes sehen. Er schien immer auf etwas oder jemanden zu warten, doch wenn man ihn fragte auf was, so schüttelte er stehts den Kopf, manchmal so stark, dass seine lange schwarze Mähne wild in alle Richtungen flog und dann in seinem Gesicht hängen blieb, was seine tiefen braunen Augen verdeckte.
Bauer Tjorben nahm Habel bei sich auf, gab ihn einen Platz in der Scheune und zu Essen. Im Gegensatz arbeitete er auf den Feldern. Wenn es an der Zeit war die Felder zu pflügen, konnte man den Eindruck gewinnen als Würde er mit dem Boden ringen und schon manch ein Reisender war erschrocken zurück gewichen, als der Hüne mit braungebrannter Haut, der jeden Tag in der gleichen weißen Leinenhose und ebenso weißen Hemd herumlief, plötzlich vor ihm auftauchte, doch alle im Dorf wissen, dass von Habel keinerlei Gefahr ausgeht.
Mit den Monaten sickerte durch, dass er als Kind in die Blutgruben von Fasar gegeben wurde und durch den Bruder Tjorbens - ein Tsa-Geweihter mit dem Namen Tsaves - befreit wurde. Manchmal erfuhren auch Fremde davon und machten sich einen Spaß daraus Habel zu einem Kampf herauszufordern, doch er lehnte alle ab. Dann sprach er immer etwas in seiner Heimatsprache und erst als man in fragend ansah, schüttelte er bloß den Kopf und verließ den Schankraum.
Die Ankunft der Kutsche bemerkt er und eine alte Angst kehrt zurück. Er vermeidet es tunlichst, sich in der Nähe des Fremden aufzuhalten und verbringt die Zeit, die er nicht auf den Feldern verbringt in der Scheune oder im Haus des Bauern. Am nächsten Tag steht die Kutsche immer noch da und als er gerade auf dem Rückweg vom Feld ist, sieht er Jago lässig an der Tür von Wenzels Gemischtwaren stehen - Jago hat ihm gesagt, dass es so heißt, er selbst kann nur ein paar Brocken Tulamidya lesen - und geht kurz entschlossen auf ihn zu.
»Guten Tag. Weißt du etwas über den... Fremden. Ich habe gehört, dass er aus dem Süden sein soll. Du weißt nicht zufällig woher genau?«, fragt er und blickt sich immer wieder nervös um.
Die Reisenden sind wohl aus dem Kalifat. Sie kommen aus Richtung Andergast, und sind auf der Rückreise in den Süden. Der hohe Herr ist Hababshan al-Schaddar, und er wird begleitet von einem Diener, einem Kutscher, und zwei berittenen Wachen. Auf der wohl etwas holprigen Straße in der Richtung des Thuransees brach eine Achse der Kutsche, woraufhin das Gefährt hier ins Dorf gezogen wurde. Die Dorfbewohner meiden größtenteils den hohen Herren, und diese halten sich auch von den Bewohnern fern.
"Jau. Ausm Kalifat soll er sein, wo auch immer das sein mag." Jago schüttelt langsam und fasziniert den Kopf. "Der Kerl muss so verdammt reich sein. Schau dir nur die Kutsche an. Und vier Diener! Vier!"
Dann bemerkt er, dass Habel seinen Enthusiasmus nicht zu teilen scheint.
"Was is denn mit dir los? Guck nicht so nervös, sonst glauben noch alle, du hättest was ausgefressen." Er hebt eine Augenbraue und grinst. "Oder hast du was ausgefressen?"
»Ausgefressen habe ich nichts. Du weißt doch, wo die hohen Herren sind gibt es immer Ärger und Ärger gehe ich lieber aus dem Weg«, sagt Habel und zuckt entschuldigend mit den Schultern. »Obwohl mich schon interessieren würde, was sie hier machen.«
Habel verschweigt etwas. Die Anwesenheit eines hohen Herren aus dem Kalifat bereitet ihm aus irgendeinem Grund große Sorgen.
Wurf: 17 4 7 TaP*=5
Jago guckt Habel noch einen Moment durchdringend an und zuckt dann mit den Schultern.
"Wahr genug. Aber du vergisst: wo die hohen Herren sind, ist auch was zu holen. Bei so viel Geld, wie die haben, muss doch auch was für uns abfallen." Er grinst wieder. "Wollen wir mal rausfinden, was die in unsere schöne Gegend treibt? Und ob sie vielleicht etwas kaufen wollen?", meint er herausfordernd.
»Ich lass es lieber. Ich will keine Probleme bekommen«, sagt Habel wendet sich ab und geht rasch ein paar Schritte in die Richtung in der Tjorbens Hof liegt, ehe er zögernd stehen bleibt. Dort verharrt für ein paar Augenblicke, in denen er sichtlich mit sich selbst ringt. Schlussendlich dreht er sich dann doch noch einmal um und blickt Jago direkt in die Augen.
»Oder kannst du dafür sorgen, dass sie mich nicht sehen?«
"Was soll ich machen? Dir n Sack übern Kopf ziehen?" Er grinst und knufft Habel etwas in die Seite. "Komm schon. Die sitzen in unserem Gemeindehaus. Was für Probleme sollen wir schon kriegen, uns da mal n bisschen umzusehen. Außerdem kann ich ja n bisschen von Vadders Selbstgebranntem mitnehmen. Wir sind einfach gute Gastgeber. Es ist einfach nur höflich! Und du mein Freund könntest auch n Schluck gebrauchen. So viel Sorgen machen ist einfach nicht gesund."
»Na gut. Aber wenn irgendetwas passiert, musst du mir den Rücken freihalten.« Auf einmal wirkt Habel gar nicht mehr, wie der knapp zwei Schritt große Hüne, sondern fast winzig. Dennoch folgt er Jago, als dieser, in Habels Augen fast zu gut gelaunt, in Richtung Gemeindehaus geht.
Jago beginnt zum Gemeindehaus zu stolzieren, eine Flasche Schnapps in der Hand, als er bemerkt, wie Habel etwas hinter ihn zurückfällt und sich klein macht. Also, mitfühlend wie er nun mal is, wirft er ihm aufmunternd einen Arm um die breite Schulter und gestikuliert.
"Sieh es doch einfach mal so: selbst, wenn die Fremden Ärger machen wollen, was soll schon passieren? Dann haben wir wenigstens mal etwas interessantes zu sehen hier!"
Mit Schwung wirft er die Tür zum Gemeindehaus auf und mit einer übertriebenen Verbeugung überlässt er Habel den Vortritt. Nicht, dass er sich Illusionen machen würde, dass er ihn zu irgendetwas zwingen könnte. Aber er hat Zuversicht, dass der große Südländer zu höflich wäre um sich groß zu wehren.
Kurz wartet Habel als er sieht wie Jargo ihm den Vortritt lässt, doch dann geht er doch hindurch. Stimmengewirr schlägt ihm entgegen, dass sofort verstummt, als die Verursacher den großen Tulamiden bemerken, der die Tür fast zur Gänze ausfüllt. Wie angewurzelt bleibt er stehen, eine leichte Röte steigt ihm ins Gesicht und er bewegt sich erst weiter, als eine deutlich kleinere Hand als die Seine, ihm im Rücken berührt.
Was sieht Habel?
TaP* -5
Wurf: 15/17/8
Habel stolpert in den fast leeren Raum hinein. Auf der kleinen Feuerstelle im Kamin steht ein Dreibein und ein kleiner Topf mit heißem Wasser. An einem Tisch in der Ecke sitzen zwei der Fremden und zwischen ihnen steht ein bunt angemaltes Brettspiel. Es sind der Diener und eine der Wachen, die euch keinerlei Beachtung schenken. Etwas Abseitz liegt die andere Wache auf einer Bank und schnarcht leicht. Sonst ist der Raum leer.
Mit ein bisschen Druck schubst Jago Habel in den Raum und geht um ihn herum. Über die Szene, die sich ihm bietet, kann er nur den Kopf schütteln. Hier fehlt eindeutig ein bisschen gute andergaster Gastfreundschaft. Vermutlich ist der Rest des Dorfes mal wieder nur zu scheu, um Fremde angemessen zu behandeln. Er marschiert schnurstracks zum Tisch der Fremden hin, nur den Schlafenden ein wenig umgehend, denn Träumende weckt man nicht.
Er zieht sich einen Stuhl hinzu und ploppt sich mit einem breiten Grinsen mit an den Tisch.
"Einen wunderschönen Morgen, meine Freunde. Ich hoffe, ich störe euch doch nicht? Ich muss mich entschuldigen, dass man euch hier so alleine lässt, aber seid gewiss, dass ihr hier im schönen Kahleiche herzlich willkommen seid. Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Jago und dies hier," er dreht sich um und sucht nach seinem Kameraden, "ich korrigiere, dies da drüben ist der gute Habel. Hier ist eine kleine Aufmerksamkeit, eine lokale Spezialität." Er stellt die Flasche auf den Tisch, lehnt sich im Stuhl zurück und legt die Füße hoch.
"Also, erzählt mal. Was treibt euch in unsere Gegend? Ihr müsst soo viel gesehen haben...", fragt er mit einem entwaffnenden Lächeln.
Überreden TaP*=12 +soziale Anpassungsfähigkeit
Wurf 19 16 1
Was spielen die da und wie läufts?
Die Wache grinst Jago an, holt kurz vier tonerne Schnapsbecher und öffnet die Flasche. Auch der Diener scheint gut gelaunt zu sein:
"Ah... Bauer, Freund! Setz und teile uns Tisch! Rafiam ich, Kasimor er. Er nicht gut Garthi als ich. Verstand gesammt schwierig. Du Jago? Er Habel? Setz, setz! Freund! Ihr Bauer, nicht Feld? Gering schnell sprechen du, ich verstand mehr."
In offensichtlich gebrochenem Garethi und mit Händen uns Füßen verständigt sich der Mann mit Jago und Habel. Er wirkt sehr freundlich auf euch.
Du hast vom tulamidischen Kamelspiel gehört, es aber bisher noch nie gesehen